»Mit ihren Kreideklippen, den goldenen Sandstränden und den reetgedeckten Cottages bietet die Isle of Wight auf kleinstem Raum all jene landschaftlichen Merkmale, die den Reiz Südenglands ausmachen. Zahlreiche Dichter wie Swinburne, Keats und Tennyson schwärmten von der Insel«, schreibt Ralf Nestmeyer im Südengland-Reiseführer des Michael Müller Verlags. Wir ergänzen, dass von Karl Marx drei Aufenthalte bezeugt sind und dass Queen Victoria mit Osborne House ihre bevorzugte Residenz bauen ließ, in welche sie sich gerne mit Ihrer Familie zurückzog. Aufgrund ihres speziellen Mikroklimas und ihrer vielen Sonnenstunden ist die Insel ein beliebtes Binnenreiseziel auch für »normale« Briten, und wegen der einzigartigen Landschaften trägt sie den Ehrentitel »Area of outstanding Natural Beauty«, ist also ein Gebiet von außerordentlicher natürlicher Schönheit. Der Insellage geschuldet geht es hier, wie übrigens auch auf den anderen Kanalinseln wie Guernsey oder Jersey, immer einen Tick langsamer und gemächlicher zu. Perfekte Voraussetzungen also für erholsame, entspannende Ferientage.
Uns fallen zur Isle of Wight außerdem die Beatles ein: In »When I’m sixty-four« träumen die Pilzköpfe von einem »Cottage at the Isle of Wight, if it’s not too dear« oder bedauern, dass »she’s got a ticket to ride« (gemeint ist der größte Ort der Insel, Ryde). Und: Nur wenige Monate nach der Trennung der Beatles, im Sommer 1970, fand auf der Isle of Wight ein Festival statt, das ähnlich legendär wie Woodstock werden sollte und von dem sich mit Sicherheit bei manchen von Ihnen noch ein Live-Mittschnitt als Doppelalbum im Plattenschrank findet. Jimi Hendrix, Joan Baez, Procol Harum, David Bromberg, Johnny Winter, Sly & The Family Stone, Cactus, Kris Kristofferson, Bob Dylan, Ten Years After, The Who, The Doors, Jethro Tull, Donavan, Leonard Cohen, Miles Davis, Mountain, Keith Jarrett, Emerson, Lake and Palmer und andere hatten auf der Isle of Wight Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger ihre Auftritte.
Nun, 50 Jahre später, steht uns weniger der Sinn nach einem Konzert mit Popgrößen, wenn auch das Festival jährlich wiederbelebt wird. Uns reizt, dass die Insel ein außergewöhnlich schönes Wandergebiet ist. Es gibt viele Wege durch romantische, gepflegte und teilweise wilde Landstriche an der Küste und im Inselinneren. Ihre Kreidehügel ziehen sich über die gesamte Insel und fallen am westlichen Ende als »The Needles« steil ins Meer ab.
Mit einer Länge von 20 und einer Breite von 35 Kilometern ist sie die größte der England vorgelagerten Inseln, aber auch klein genug, um bei unserem Aufenthalt dort ein bisschen heimisch zu werden. Auf einer Strecke von etwa 80 Kilometern beispielsweise kann man die Insel auf dem Coastal Path komplett umrunden. Ein paar Etappen davon werden auch wir unter die Füße nehmen. Es gibt sowieso kaum einen besseren Weg, dem Reiz der Natur und den kleinen Ortschaften zu erliegen und nette Bekanntschaften zu schließen, als in einer Gruppe mit anderen Avanti-Reisenden. Und nach einem aktiven Tag können wir einen Drink auf einer Terrasse genießen, einen kleinen Bummel entlang der Promenade oder durch das malerische Städtchen unternehmen oder mit ein paar anderen aus unserer Gruppe ins Pub gehen.
Als Standort für unsere sechs Tage auf der Insel haben wir Ryde ausgesucht. Der größte Ort des Eilands verfügt über einen ausgedehnten Sandstrand mit großartigen Blicken bis hinüber zur englischen Südküste. Das Städtchen war schon im 19. Jahrhundert als Sommerfrische beliebt, heutzutage reizt es auch mit vielen Pubs, Kneipen, Cafés, Galerien, Museen, Boutiquen, Geschäften und einem riesigen, 800 m langen Pier. Auf der belebten Esplanade befindet sich auch unser Hotel, ein wunderbar altmodischer Kasten der Jahrhundertwende, oder sagen wir besser ein »nostalgisches Grandhotel mit Charme« und versteckten Reizen, wie es sich nur noch in England behaupten und seine Liebhaber finden kann. Aufgrund des milden Klimas verfügt der Ort sogar über einen der größten Weinbaubetriebe Englands! Von hier aus starten wir unsere Wanderungs- und Besichtigungstouren, zu deren Ausgangspunkten wir übrigens zum Teil mit öffentlichen Bussen gelangen. Sie bieten einen gut getakteten Nahverkehr, so dass wir mit unserem großen Avanti-Bus auf den oftmals winzigen Sträßchen gar nicht mit anderen Fahrzeugen ins Gehege kommen müssen.
Übrigens können Sie gerne auch mitkommen, wenn Sie nicht an unseren Wanderungen teilnehmen möchten: Mit lokalen Bussen können Sie sich selbständig die ganze Insel erschließen.
Dank kleiner Gruppen mehr erleben: maximal 24 Mitreisende!
Bitte beachten Sie, dass EU-Bürger für die Einreise nach Großbritannien einen gültigen Reisepass benötigen.
Die längste Etappe der Reise liegt vor uns, voller Vorfreude starten wir deshalb recht früh am Morgen um 6:10 Uhr. Quer durch Frankreich, an Reims vorbei und immer nach Nordwesten sind wir am Nachmittag in Calais. Mit der Fähre geht es durch den Ärmelkanal nach Dover, wo wir übernachten. Abendessen und Übernachtung in Dover in einem schönen 4-Sterne-Hotel. (700 km)
Größtenteils entlang der Südküste Englands bewegen wir uns heute nach Westen. Im altehrwürdigen Seebad Brighton legen wir einen etwas längeren Stopp ein und nehmen am Nachmittag in Portsmouth die Fähre, die uns auf die Isle of Wight bringt. Dann sind wir endlich da, in unserem Hotel in bester Lage an der Esplanade von Ryde! Abendessen und Übernachtung. (250 km)
Das milde Klima der sonnenverwöhnten Insel, die malerischen Ortschaften mit ihrem viktorianischen Charme ganz ohne Massentourismus und Bettenburgen werden wir in den kommenden Tagen auf unseren insgesamt vier Wanderungen kennen lernen, unter anderem zu den berühmten Needles. Die Strecken sind rund 10 bis 16 Kilometer lang, und auch wenn das nicht allzuviel erscheinen mag, können sie einem etwas abverlangen. Auch die Höhenmeter, die zusammenkommen, darf man nicht unterschätzen, gerade auf den Küstenpfaden. Einen Tag lassen wir frei, denn Ryde hat tatsächlich einiges zu bieten, zum Beispiel ein Bus-Museum, was uns natürlich besonders freut. Oder die Winery, die auch Verkostungen anbietet. Ein Urlaub auf der Isle of Wight wäre aber nicht komplett ohne einen Besuch des Osborne House in East Cowes. Es war einst Königin Viktorias Familienzuhause, und heutzutage ist das Osborne House eine der großen Attraktionen der Insel. Ihr Haus und das riesige Grundstück könnte man sich am freien Tag ebenfalls ansehen. Es bietet herrliche Blicke über den Solent, wie die Meerenge zwischen der Insel und der Südküste Englands heißt. Wann genau wir diesen freien Tag einlegen, entscheiden wir spontan und aufgrund der Wetter- und Wegeverhältnisse vor Ort. Spitzenwetter wollen wir natürlich zum Wandern nutzen und dabei auch gelegentlich ins Meer springen, während ein Regentag, die soll es in England gelegentlich geben, sich eher für einen Museums-, Weinproben- oder Besichtigungstag anbietet, oder alles zusammen. Lassen wir uns überraschen! Übrigens: Auch Nichtwanderer können selbstverständlich mitreisen! Durch den sehr gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr sind Sie flexibel und können für sich die ganze Insel mit ihren Orten und den vielen Stränden erkunden.
Wie wir gekommen sind, verlassen wir die Isle of Wight und nehmen die Fähre hinüber nach Portsmouth. Ab dort sind wir bis Dover im Gegensatz zur Hinfahrt nun jedoch auf anderer Strecke unterwegs. Erst kommen wir an Freiburgs Partnerstadt Guildford, etwas später an London vorbei und versuchen, eine etwas späte Mittagspause auf der Fähre nach Calais zu verbringen. Am Nachmittag sind wir wieder auf dem Kontinent. Als Zwischenstopp haben wir uns die nordfranzösische Universitätsstadt Lille ausgesucht. Sie reizt mit ihrer historischen Altstadt, ihren Bürgerhäusern aus dem 17. Jahrhundert, den gepflasterten Fußgängerzonen und der Grand Place in ihrem Zentrum. Lille ist eine wahre Schatzkammer aus architektonischen Sehenswürdigkeiten, die an die flämische, spanische und österreichische Vergangenheit der Stadt erinnern. Lille war 2004 europäische Kulturhauptstadt und hat dafür seine Altstadt mit ihren hübschen Gassen, die von reich geschmückten Fassaden aus dem 17. Jahrhundert gesäumt werden, liebevoll restauriert. Eine Entdeckung! Abendessen in einem guten Restaurant, Übernachtung ganz zentral in der Nähe der Grand Place. (400 km)
Frühaufsteher könnten sich morgens noch ein wenig auf der Grand Place umsehen in unmittelbarer Nähe des Hotels. Rund um den schönsten Platz der Stadt mit seinen sonnigen Straßencafés gruppieren sich Prachtbauten wie die barocke Alte Börse, die Oper, die Handelskammer mit ihrem eindrucksvollen Turm oder das Théâtre du Nord. Vielleicht sollten wir mal ein Wochenende in Lille anbieten? Ankunft in Freiburg bei normaler Verkehrslage gegen 19:00 Uhr. (610 km)