Ein Abenteuer von Hamburg nach Shanghai

Mit dem Bus den Spuren Marco Polos folgen
in der Deutschen HandwerksZeitung am 5.03.2010

 

Diese Reise ist mit Sicherheit für mutige Weltentdecker, beherzte Abenteurer und Ausdauerstarke geeignet: Eine Reise mit dem Bus von Hamburg nach Shanghai in rund 75 Tagen. Wer sich dazu berufen fühlt, wird in den zweieinhalb Monaten Außergewöhnliches erleben: In Etappen, mit Zeit, mit Muße, mit Menschen, mit Herausforderungen, folgt man entlang der legendären Seidenstraße auf Jahrtausende alten Handelswegen den Spuren Marco Polos. Es ist eine Reise, auf der man vom Anfang bis zum Schluss hautnah und ohne Filter alles mitbekommt, was die Verschiedenartigkeit unserer Erde ausmacht.


Der Gedanke zu dieser Reise kam dem Veranstalter "Avanti" nicht von ungefähr: Zum einen spielt der ökologische Aspekt eine Rolle, zum anderen die Einzigartigkeit einer solchen Reise. Das Motto lautet daher auch nicht: "Wie schnell schaffen wir es ans Ziel?“, sondern "Wie viel Zeit nehmen wir uns?", um nicht nur Shanghai zu besichtigen, sondern die vielen Stationen dazwischen, wie die zentralasiatischen Steppen und Wüstengebiete, Reitervölker und Nomaden, die höchsten Gebirge der Welt, die Chinesische Mauer, den Gelben Fluss und die Terrakotta Armee in ihrer Ursprünglichkeit zu erleben.

Die Reise beginnt am 14. April 2010 in Hamburg und endet am 26. Juni 2010 in der chinesischen Hafenstadt. Die Rückreise (nicht im Preis inbegriffen) erfolgt im Übrigen individuell, mit der Transsibirischen Eisenbahn, dem Schiff, dem Flugzeug oder erneut mit dem Bus.

Die rund 17.000 Kilometer lange Strecke umfasst insgesamt zwölf Länder. Von Deutschland geht es über die Schweiz nach Venedig, von dort bringt eine Fähre die Reisenden nach Griechenland.

Während man noch in Erinnerungen an die Basare von Istanbul schwelgt, geht es weiter nach Teheran, Isfahan und durch die große Salzwüste des Iran. Die Tour führt folgend nach Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan und Kirgisistan, bis die Grenze zu China passiert wird und man der berühmten China Road 312 bis nach Shanghai folgen kann.

Wer nun Bedenken wegen der eigenen Sicherheit bekommt, wird vom Reiseveranstalter beruhigt. Laut Avanti werden nur von Polizei und Militär überwachte Hauptstraßen benutzt, Kriegsgebiete und überfallgefährdete Gegenden großräumig umfahren. Zudem seien westliche Touristen gern gesehene Gäste, da man sich eine Annäherung an die EU wünscht.

Eine Eigenschaft, die ein Reisegast auf jeden Fall mitbringen sollte, ist Flexibilität. Zwar verspricht der Veranstalter gute bis sehr gute Hotels, doch von europäischen Standards kann man grundsätzlich nicht ausgehen, gerade was die infrastrukturschwache Osttürkei betrifft. Doch dafür wird man anderorts mit einmaligem Ambiente entlohnt, wie z.B. in Isfahan, Iran. Generell sollte man aber in der Lage sein, sich den örtlichen Gegebenheiten anzupassen und seine Anforderungen zurückzuschrauben, wenn es erforderlich ist. Vielleicht auch, um dem Grundkonzept der Reise gerecht zu werden, ein Land von allen Seiten kennen zu lernen.

Auf eine individuelle und nicht zu straffe Programmgestaltung wird zudem Wert gelegt. Keine Aktivität ist verpflichtend und es wird genug Raum geboten, alleine, zu zweit oder in kleineren Grüppchen auf Entdeckungstour zu gehen oder einfach nur mal zu entspannen.

Des Weiteren gehört es zu dem Konzept von Avanti, dass keiner der 20-26 Fahrgäste seinen festen Sitzplatz im Bus einnimmt, sondern öfter durchgewechselt wird, um "neue Perspektiven" zu gewinnen und auch andere Mitfahrer besser kennen zulernen. Eine lockere Atmosphäre sollte jedoch immer angestrebt werden, wenn man in einer Gruppe fast zweieinhalb Monate am Stück zusammenlebt. Deswegen sollte jeder Reisende die nötige Toleranz, Respekt und Gelassenheit mitbringen, um diese Aufgabe zu meistern.

Außergewöhnliches hat aber auch seinen Preis: 18.700 Euro für eine Entdeckungsfahrt, die eine spannende Zeit verspricht.

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