Hans-Peter Christoph - Mit dem Bus 14.000 km nach Peking

Die Fachzeitschrift "BusBlickpunkt" kürte Hans-Peter Christoph zum "Manager des Monats Januar 2008". Lesen Sie hier die Begründung von Chefredakteur Stefan Weidlich:

Hans-Peter Christoph wurde Bus- und Lastwagenfahrer, weil er reisen wollte. Weil ihn schon als jungen Mann das Fernweh gepackt hatte, er andere Länder, Menschen und Abenteuer erleben wollte. Weil er hinaus wollte in die Welt, die nach seiner Auffassung viel mehr zu bieten hatte als es ein Studenten- und anschließendes „normales“ Arbeitsleben je in Aussicht gestellt hätten.

Heute ist Hans-Peter Christoph Geschäftsführer von Avanti-Reisen in Freiburg im Breisgau und sorgte erst kürzlich für Schlagzeilen. Denn Hans-Peter Christoph hat mit seinem Team eine Reise ausgetüftelt, die nicht nur anders ist als andere, sondern richtig verwegen, mutig, erlebnisorientiert und spannender und schweißtreibender als alles bisher dagewesene. Mit zwei modernen Setra-Reisebussen und 50 Reiseteilnehmern – jeweils 25 pro Bus – startet das Avanti-Team am 1. Juni 2008 zu einer Rallye Paris-Dakar des Bustourismus. Die feuerroten Avanti-Busse, die an diesem Tag in Freiburg starten, erreichen nach siebzig Tagen und 14.000 Kilometern ihr Ziel: Peking, die Stadt der Olympischen Sommerspiele 2008. Am 6. August sollen die zwei Busse in der Olympiastadt ankommen, genau zwei Tage, bevor das Olympische Feuer entflammt und die Spiele eröffnet werden.

Die Reiseroute verläuft von Freiburg nach Venedig und von dort mit dem Schiff bis Patras in Griechenland. Über Olympia, Athen, Delphi, Meteora, Thessaloniki und Kavala gelangen die beiden Busse in die Türkei. Über Zentralanatolien geht es weiter nach Osten ins Grenzgebiet zu Iran und Armenien. Nach der Einreise in den Iran führt die Tour nach Täbriz, Teheran und schließlich Isfahan. Von hier geht es mit einer Zwischenübernachtung zwischen Elburzgebirge und Wüste weiter nach Mashhad. Weiter führt die Reise durch die zentralasiatischen Republiken Turkmenistan und Usbekistan, auf dem Weg nach Kirgistan wird Kasachstan passiert. Danach überschreitet man die Grenze zu China. Von hier aus sind es dann nur noch schlappe 5.200 Kilometer bis Peking. Eine verrückte Idee, mag mancher meinen, doch die fünfzig Plätze in Christophs Bussen sind heiß begehrt und werden nachgefragt. Wobei die Angelegenheit nicht ganz billig ist. Knapp 13.000 Euro kostet die Reise, und wer behauptet, den Trip nach Peking könne man billiger, bequemer und schneller haben, dem stimmt Hans-Peter Christoph unumwunden zu. Klar könne man das. Die Frage ist nur: Will man das auch?

Christoph will das nicht. „Ich will reisen, nicht rasen“. Dabei zitiert der Unternehmer, der selbst übrigens einige Semester Islamwissenschaften studiert hat, gerne den deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe. Der wusste bereits zu einer Zeit, in der Worte wie Billigflieger, Auslandskranken- und Reiserücktrittversicherung oder Last-Minute noch gänzlich unbekannt waren, worauf es beim Reisen tatsächlich ankommt: „Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.“

Und deshalb fliegt Hans-Peter Christoph nicht nach Peking, er rast nicht, zuckelt nicht, gondelt nicht, er fährt noch nicht einmal, er reist. Christoph will keine Rekorde brechen wie der britische Gentleman Phileas Fogg, der in Jules Vernes berühmten Roman mit seinem Diener Passepartout zu einer Reise „In 80 Tagen um die Welt“ aufbricht. Doch Abenteuer, wie sie Fogg und Passepartout bei dieser fiktiven Weltumrundung erlebten, die verspricht Christoph seinen Kunden auch.

„Es kann Stunden dauern, die wir scheinbar sinnlos an Grenzen oder Kontrollen mit Warten zubringen müssen. Wir können Schikanen seitens kontrollierender Beamter mitten im Land ausgesetzt sein. Es ist gut möglich, dass die Hotelrezeptionen öfters mit der Zimmerverteilung überfordert sind. Es kann sein, dass Einzelzimmer nicht zur Verfügung stehen und man zwischendurch mit jemandem ein Doppelzimmer teilen muss, obwohl Einzelzimmer gebucht sind. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Zeitplan durcheinander gerät und eine Besichtigung ausfallen muss. Vielleicht erreichen wir unser Hotel erst spät am Abend oder mitten in der Nacht, anstatt wie geplant am Nachmittag. Wir sind vielleicht hungrig, müde, verschwitzt und durstig und wissen nicht, wann sich die Situation entspannt. Es kann sein, dass einer der beiden Busse ,spinnt’ und wir ewig warten, bis er wieder richtig läuft.“

Deshalb ist eine der wichtigsten Anforderungen, die Christoph an die Mitglieder dieser außergewöhnlichen Reisegesellschaft stellt, die Fähigkeit zu Geduld, Langmut und Gelassenheit. Diese Reise ist gewiss nichts für Leute, die bereits nervös werden, wenn das Bier an der Hotelbar mal länger dauert oder der Frühstückskaffee nicht ganz wie zuhause schmeckt. Gefahren wird mit zwei Setra S415 HDH der neuesten Generation und 460 PS. Die Busse, die normalerweise fünfzig Personen befördern können, werden jeweils nur mit rund 25 Personen plus Fahrer und lokalen Reiseleitern besetzt. Dadurch hat man mehr Platz. Außerdem werden die Sitzabstände für mehr Komfort und Beinfreiheit vergrößert. Es gibt Vis-a-Vis Sitzgruppen mit Plätzen, die nicht belegt werden, sondern dazu da sind, um sich dort einmal hinzusetzen, wenn man gelegentlich einen Ortswechsel im Bus braucht, oder aber um mit anderen Mitreisenden besser kommunizieren zu können. Jeder Bus ist mit zwei erfahrenen Chauffeuren besetzt. Fahrer sind Alain Lamy und Hans-Peter Christoph selbst. Beide werden jeweils einen Bus durchgängig begleiten. Die „Zweitfahrer“ werden alle paar Wochen ausgetauscht, denn erstens muss der Betrieb in Freiburg weitergehen, und zweitens wollen alle Fahrer von Avanti bei dieser Reise einmal zum Zuge kommen, auch wenn die meisten am liebsten durchgängig dabei wären.

Begleitet wird die Reisegruppe außerdem von einem Servicemitarbeiter von Setra, der in der Türkei zusteigt und dann die ganze Zeit dabei ist, um bei möglichen Pannen sofort fachmännische Hilfe zu leisten. Denn eines ist bei einer solchen Reise klar: Auch mit Pannen muss gerechnet werden. „Das ist ein Grund, mit zwei Bussen und nicht nur mit einem zu fahren“, sagt Hans-Peter Christoph. „Bei einem Ausfall des einen Busses könnten wir die Passagiere immer noch im anderen Bus bis zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit mitnehmen, um so in Ruhe den Pannen-Bus instand setzen zu können.“

Mit dieser Reise auf der alten Seidenstraße, einmal um die halbe Welt, auf den Spuren Marco Polos, erfüllt sich Hans-Peter Christoph auch selbst einen Traum. Seinen Traum vom Reisen.

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