Nächster Halt Peking
von Arda Cankara (dpa-Bericht vom 07.05.2008)
Hans-Peter Christoph fährt im Bus nach China
Freiburg (dpa/lsw) – Der Heilige Christopherus ist auf den abenteuerlichen Fahrten durch Asien und den Nahen Osten immer dabei. Auch wenn sein Namensvetter, der Freiburger Busfunternehmer Hans-Peter Christoph, im Sommer mit dem Bus den weiten Weg von Freiburg nach Peking fahren will, soll der Schutzpatron der Reisenden ihn begleiten. In 70 Tagen will Christoph die gewaltige Strecke von rund 14 000 Kilometern zurücklegen. „Meine weiteste Strecke war bisher Iran. Das hat vier Wochen gedauert“, erklärt Christoph. Die diesjährigen Olympischen Spiele habe ihm als Anlass zu diesem waghalsigen Unternehmen gedient – die Idee dazu habe er aber schon vor einiger Zeit gehabt.
„Peking ist dieses Jahr in aller Munde. Ich wollte schon immer einmal durch Zentralasien fahren, soweit man eben fahren kann. Die Spielen boten den idealen Zeitpunkt.“ Vor rund anderthalb Jahren habe ein Reiseunternehmer in einem Internetforum sein Vorhaben angekündigt, mit dem Fahrrad von Athen nach Peking fahren zu wollen. Von der Idee einer solchen Reise begeistert, habe Christoph damals angefangen, die Stationen seiner einmaligen Busroute zu planen und Reiseleiter, Hotelzimmer und Visa zu organisieren. Für die zehnwöchige Fahrt durch Europa, Zentral- und Ostasien hätten sich schon 24 Reiseteilnehmer angemeldet, einige von ihnen seien Stammgäste und mit Christoph bereits in Libyen, im Iran und in Marokko gewesen.
„In Usbekistan und in den anderen Ländern sind lokale Reiseführer vor Ort, die uns durch das Land führen und bis zur nächsten Grenze begleiten.“ Am 1. Juni will sich die Gruppe auf die Fahrt nach China durch Italien, Griechenland, die Türkei, Georgien, übers Kaspische Meer und anschließend durch Turkmenistan, Kirgisien und Kasachstan machen. Die gesamte Strecke hat ihren Preis: für rund 13 000 Euro ist man dabei. Mit der Transsibirischen Eisenbahn werde die Reisegruppe anschließend zurück nach Deutschland fahren.
Vor rund 30 Jahren habe Christoph das erste Mal die Türkei bereist und seine Liebe zum Busfahren und dabei auch entlegene Sehenswürdigkeiten abseits des Massentourismus entdeckt. „Die Türkei ist das Busreiseland überhaupt. Besonders Ostanatolien und die Gegend um den Berg Ararat bei der Stadt Dogubeyazit hat mich sehr beeindruckt und ist ganz anders als die sonst so europäisch geprägte Türkei.“ Der einstige Herrschaftssitz des osmanischen Paschas Ishak unweit der türkisch-iranischen Grenze ist noch heute ein fester Bestandteil von Christophs Reiserouten. Um sein Studium zu finanzieren und dem Traum vom Reisen näherzukommen, hat Christoph früher Lastwagen auf der Balkanroute nach Griechenland oder in den Nahen Osten überführt. Nach eigenen Angaben studierte der damals 20-Jährige noch Islamwissenschaften an der Universität Freiburg und entschloss sich, das Studium abzubrechen und – nach einer Lehre zum Koch – sein eigenes Busunternehmen zu gründen. Christoph will gegen den Strom der Zeit, gegen den Trend kurzlebiger Flugreisen anschwimmen. „Es zählt die langsame Anreise, damit man auch was vom Land mitkriegt – die Atmosphäre, die Möglichkeit, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.“
Mit der Peking-Reise will der vierfache Familienvater nun einen nach eigenen Aussagen langgehegten Wunsch in die Tat umsetzen. Ein Urlaub in China, um sich von der strapaziösen Fahrt zu erholen, ist für Christoph kein Thema. „Der Bus muss wieder nach Deutschland. Entweder fahre ich ihn zurück und mache mir dann ein paar freie Tage in Pamucak in der Türkei. Oder ich nehme das Flugzeug und lasse den Bus verschiffen.“ Anschließend will der Globetrotter schon sein nächstes großes Projekt angehen: Eine Reise rund um das Mittelmeer, am Steuer seines Busses.