Avanti-Rundbrief November 2009
Festgehalten von der französischen Polizei und andere Interna von Avanti
Liebe Leute,
mit allen Mitteln versucht die französische Polizei, an Geld zu kommen, mir scheint, die haben das echt nötig. Hauptsache, abkassieren und die Besucher aus Deutschland vergraulen ist offensichtlich die Devise. So unglaublich sind die Fälle, von denen wir immer nur aus Kollegenkreisen hörten und in der Fachpresse lasen, dass wir sie gar nicht glauben mochten. Nun hat es uns selbst getroffen, und ganz besonders hässlich ist man mit Alain Lamy, unserem französischen Fahrer und seiner Gruppe in Südfrankreich umgegangen:
Freitag, 10. Oktober, vormittags bei einer Polizeikontrolle im südfranzösischen Apt, wo Alain mit einer Gruppe alter Menschen aus dem Schwarzwald unterwegs ist: Der Polizist stürmt den Bus, reißt das Handschuhfach auf, macht sich am digitalen Tachographen zu schaffen und als er feststellt, dass der Fahrer des deutschen Busses Franzose ist, herrscht er ihn an: "Ah, Sie sind Franzose, ah, und Sie arbeiten für einen Deutschen?" Ruckzuck sind drei "Verstöße" festgestellt:
"Verstoß" Nummer 1: Alain habe vor vier Wochen eine Pause um exakt 11 Minuten zu spät eingelegt.
"Verstoß" Nummer 2: Alain habe zu viel gearbeitet, weil er - wie jeden Tag auf seiner Reise - den Bus gegen 17.30 h am Hotel abstellt und am nächsten Morgen gegen 9 Uhr wieder mit seinen Leuten zu einer Tagestour aufbricht. Das Vergehen ist, dass er an einem der Abende vergessen hat, seinen digitalen Tachographen auf "Ruhezeit" zu stellen, was für den Polizisten trotz zigfacher gegenteiliger Zeugenbekundungen bedeutet, dass Alain eine ganze Nacht durchgearbeitet hat.
"Verstoß" Nummer 3 schließlich ist, dass Alain am ersten Tag der Südfrankreichreise den Bus in Basel übernommen hat und nicht in Freiburg. Wäre er ab Freiburg dagegen selbst gefahren und hätte sich nicht von einem zweiten Fahrer nach Basel bringen lassen, hätte er keinen Verstoß begangen.
Für diese "Verstöße", die bis auf die elf Minuten zu späte Pause (in Frankreich gibt es wohl keine Staus!) keine sind, soll Alain nun sofort und auf der Stelle 3.270 (Dreitausendzweihundertundsiebzig!) Euro bezahlen. Weil Alain den geforderten Betrag nicht bar dabei hat, kassiert der Polizist alle Fahrzeugpapiere, Führerschein und Ausweis und verbietet ihm die Weiterfahrt. Er reicht Alain eine Telefonnummer, bei der er sich melden soll, wenn er das Geld beschafft hat. Auf die Frage von Alain, was nun mit seinen hochbetagten Fahrgästen passieren soll, meint der Polizist gehässig: "Die sollen zu Fuß zum Hotel gehen." Es folgen Demütigungen, weitere Telefonate, eine zermürbende Hinhaltetaktik, später am Tag muss Alain ins Polizeirevier im 50 km entfernten Avignon kommen: Dort eröffnet ihm der fragliche Polizist schließlich, er habe nun (mittlerweile ist Freitagnachmittag) Feierabend. Am Montag sei er in Orange, dort solle Alain dann erscheinen. Das heißt: Freitag, Samstag, Sonntag und Montag bis zur Bezahlung der Strafe sind die Reisenden festgesetzt und können nichts unternehmen! Wer Alains detaillierten Bericht hört, den ich hier nicht in seiner gesamten Länge wiedergeben kann, den erfasst eine gnadenlose Wut.
Ende des Liedes: Weil Wochenende ist und damit eine überweisung des geforderten Betrages an Alain auf die Schnelle unmöglich, und damit Bewegung in die Sache kommt, fährt einer unserer Fahrer mit dem geforderten Geld am Samstag von Freiburg im PKW nach Südfrankreich und erlöst Alain, seine Fahrgäste und all seine Papiere am Sonntag schließlich, dem dritten Tag aus der erzwungenen Festsetzung.
Die 3.270 Euro sind weg, wir beschäftigen Anwälte, wir haben Kosten für 1.600 km Autofahrt nach Südfrankreich und zurück, die Autobahngebühren, immense Telefonkosten, Hotel- und Lohnkosten, und ersetzen wird uns das alles niemand. Von der psychischen Belastung für Alain in dieser Situation mit den ihm anvertrauten hochbetagten Fahrgästen und ihrer Festsetzung durch den Polizisten ganz zu schweigen.
Dieser Fall ist, wie gesagt, nicht der Einzige: Es gibt einige, die als Chauffeur und Veranstalter in Frankreich mit der Polizei zu tun bekommen haben und ähnliches berichten. Da stellt sich die Frage, ob wir überhaupt noch einen Bus nach Frankreich fahren lassen können. Eine Südfrankreich-Wanderreise, die ich im nächsten Jahr anbieten wollte, verschwindet nun in der Schublade. Dann wandern wir eben in Italien! Und in der ersten Aufregung war ich sogar versucht, sämtliche Paris-, Lyon- und sonstige Frankreichreisen komplett zu streichen. Wir können ja nicht jedem Fahrer immer drei- bis viertausend Euro mitgeben, nur weil die französische Polizei es auf deutsche Reisebusse abgesehen hat. Und da sie finden will, wird sie immer eine Lappalie finden und horrende Beträge abkassieren, ob recht, oder unrecht, ganz egal wie. Denn wer wehrt sich schon, wer kann sich überhaupt dagegen wehren? Der Fahrer, der möglicherweise nicht einmal die Sprache versteht, der Unternehmer, der den mühseligen Rechtsweg zu beschreiten versucht ? Also zahlt man und hofft, dass sie einen beim nächsten Mal in Ruhe lassen. Denn an die Kosten eines Rechtsstreits gegen allmächtige französische Staatsdiener darf man gar nicht denken! Da sind nun die Verbände gefordert, diesen und vielen ähnlichen Vorkommnissen nachzugehen und Druck zu machen - aber richtig! Oder wir fahren tatsächlich nicht mehr nach Frankreich. Wenn sich alle Unternehmen einig sind und die Übernachtungszahlen und sonstigen Umsätze zurückgehen, kommt man im Nachbarland vielleicht zur Einsicht.
So, das war die schlechte Nachricht, nun kommen die guten, und wenn wir gerade bei Verbänden sind, dann darf ich Euch mitteilen, dass unser jahrzehntelanger konsequenter Einsatz für die Imageverbesserung der Busreise Früchte zu tragen beginnt und auch außerhalb Freiburgs wahrgenommen wird. Denn der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer in Berlin, kurz bdo, hat sich in Kooperation mit AVANTI um einen Umweltpreis beworben und eine Pressemitteilung herausgegeben (nachzulesen hier), die den Redakteur Torsten Teering der in München erscheinenden "Omnibusrevue zu folgendem Kommentar veranlasste:
"Die Zeit ist reif für ein Umdenken! So lautet der letzte Satz in der Pressemitteilung des bdo. In der ging es mal wieder um die Umweltfreundlichkeit des Omnibusses... Nur dieses Mal hat der Spitzenverband nicht ein paar nette Worte an Frau Merkel verfasst, grüne Aufkleber aufgelegt oder die bösen Billigflieger beschimpft. Nein, der bdo bewirbt sich - genauer gesagt die Busreise an sich bewirbt sich - für den jährlich ausgeschriebenen Umweltpreis Ecotrophea des deutschen Reiseverbandes RVA. Ein deutliches Signal für umweltfreundliches Reisen will der Verband damit setzen. Und er hat sich den passenden Partner an Busbord geholt: AVANTI Busreisen. Die wollen im nächsten Jahr mit einer 75-tägigen Busreise von Hamburg nach Shanghai zur Welt-Expo für Aufsehen sorgen. Und auch die 70-tägige Reise von Freiburg nach Peking ist noch im Gedächtnis. Keine Aufkleber, keine Schreiben an Politiker - ein Umweltpreis. Das könnte der richtige Weg sein. Und vielleicht ist die Zeit ja tatsächlich reif..."
In ein paar Wochen wissen wir, ob die Zeit reif ist für den Umweltpreis. Denn WIR alle wissen, welche Potenziale eine Busreise bergen kann, nicht nur für Klima und Umwelt, gell?
Vom Umweltpreis und Shanghai zum Thema Seidenstraße, die wir auf der Chinareise im kommenden Jahr wieder befahren: Da gibt es einen Vortrag des Fotojournalisten Klaus W. F. Gabriel, "Mythos Seidenstraße im 3. Jahrtausend - Land der Uiguren" am Freitag, 20. November um. 19 Uhr in Freiburg, VHS Schwarzes Kloster, Theatersaal (EG), Eintritt 10 €! Ganz sicher hochinteressant für alle, die im vergangenen Jahr dabei waren, im nächsten Jahr mitkommen möchten und für jene, für die die Seidenstraße einfach ein ganz großer Traum ist. Ich werde mir das auf jeden Fall ansehen, einige von Euch vielleicht auch, und dann könnten wir noch anschließend auf ein Glas Wein im Theatercafé zusammenkommen. Mich würde es freuen!
Die Hälfte der Plätze im Bus nach Shanghai ist übrigens belegt, und wenn sich wirklich alle anmelden, die bis jetzt noch gewartet haben, bis es sicher ist, dass die Reise stattfindet, dann reichen die Plätze nicht aus und es wird enttäuschte Gesichter geben! Also bitte nicht mehr lange hin- und herüberlegen, denn die restlichen freien Plätze sind definitiv begrenzt!
Am 14. November startet Alain wieder mit seinem Fünf-Sterne-Bus, nach Marokko fährt er, und wer mitkommen möchte, könnte noch einen Platz finden, denn ausgebucht ist diese Reise nicht. Und Platz haben wir ja immer auf unseren großen Touren, weil wir unsere Busse da nie bis auf den letzten Platz besetzen - schließlich soll das Reisen auf langen Strecken ja Spaß machen. Sonne, Farben und Licht wird es reichlich geben, im Gegensatz zu unserem deutschen Herbst, der mit der Zeitumstellung mit voller Wucht hereingebrochen ist.
Turbulent ging es also zu in den Tagen zwischen meinen Reisen nach Andalusien, an die Amalfiküste und danach. Da blieb mir kaum Zeit, mich mit dem Programmheft 2010 zu beschäftigen. Zwar steht das meiste bereits im Internet und es liegen auch schon erstaunlich viele Buchungen für das kommende Jahr vor - ganz herzlichen Dank dafür an dieser Stelle - vielen ist es aber wichtig, auch das Heft in Händen zu halten, das für einige schon eine Art Sammlerstück geworden ist. Das wird leider noch ein paar Wochen dauern, denn erst jetzt komme ich dazu, mich auch darum intensiver zu kümmern. Bitte schreibt uns eine Mail, wenn wir das Programmheft zuschicken sollen. Ich bin zuversichtlich, dass es noch vor Weihnachten klappt! Und für die Urlaubsplanung reicht ja mal das Internet, oder?
Lichtblicke gibt es also: die Tour nach Marokko, Vorfreude auf Weihnachtsferien im Süden, der Seidenstraßenvortrag, die Shanghai-Reise und die Termine im Internet.
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen nicht zu dunklen Herbst!
Viele Grüße
Euer Hans-Peter Christoph