Avanti-Rundbrief Juni 2011
Liebe Leute,
"Als Transportmittel für Schulklassen, Kaffeetanten und Kegelbrüder haben Reisebusse ein ziemlich altbackenes Image" schrieb die ZEIT vor drei Wochen. Passend dazu darf sich in der Freizeitbeilage der "Badischen Zeitung" eine 86-jährige Dame zu den Vorteilen von Busfahrten äußern, und ein Verbandsvertreter stellt eine Seite später fest, dass gerade die ältere Generation zu den Hauptkunden im Bustourismus zählt. Untermauert wird der Eindruck, im Bus säßen nur Alte, durch die Bachelorarbeit "Busreisen im Kontext des nachhaltigen Tourismus" von Iris Kern, in der sie feststellt, dass Bustouristen in der Regel über 70 Jahre alt sind und Texte und Inhalte der Reiseausschreibungen sich in Stil und Ton fast immer an Senioren wenden. Wer jünger ist als siebzig, hat wohl im Bus nichts verloren. Gewollt oder ungewollt: Wo man auch hinschaut, Busreisen scheinen Seniorenreisen zu sein und nichts für Menschen unter 70.
Kein Wort liest man darüber, dass der Bus gerade für bewusst Lebende - egal welchen Alters - für Vordenker von Mitte zwanzig und Avantgardisten um die vierzig, für fortschrittlich denkende Alte, für entschleunigte Genussmenschen, Nichtflieger, Ökos, Hedonisten, Realisten und für Menschen, die mit allen Sinnen reisen wollen, das Transportmittel erster Wahl ist. Weil Busse heute superbequem sein können (wie unsere 5-Sterne-Flotte), weil der Bus die beste Klimabilanz sämtlicher Verkehrsmittel aufweist, weil man mit dem Bus überall hinkommt und mit Menschen nicht nur virtuell, sondern real in Kontakt tritt.
Bustourist gleich Senior? Was ist mit all denen, die jünger sind und Bus fahren? Welche Absichten stecken dahinter, dass dieses Bild derart intensiv gepflegt wird? Ist es die Angst davor, umdenken zu müssen? Ist es einfach bequemer, Busreisende in die Seniorenschublade zu stecken? Und: Was heißt das heute überhaupt? Wer von Presse oder Verbänden immer noch die alten Vorurteile pflegt, ist herzlich eingeladen, sich auf Reisen mit Avanti und wahrscheinlich auch anderen Busreiseunternehmen eines Besseren belehren zu lassen! Denn der Bus ist das Verkehrsmittel aller Generationen! So viel zu diesem Thema.
Jetzt gibt es neben Jens Bergmann einen weiteren Busfahrer, der seine Erlebnisse niedergeschrieben hat: Axel Finken ist seit über zwei Jahrzehnten bei "Janzen Reisen" in Freiburg tätig – einem Unternehmen, mit dem wir immer wieder zusammenarbeiten. Sein Buch heißt "Einsteigen bitte" und erzählt vom alten Genießer Fritz, der keinen Hunger hat, einer hinterlistigen polnischen Reiseleiterin oder einer alten Dame, die sich von ihrer Vergangenheit nicht lösen will. Es geht um einen ungewöhnlichen blinden Passagier, eine raffinierte Schneiderin, ein Ehepaar, das es faustdick hinter den Ohren hat und weitere seltsame Zeitgenossen, um Alltägliches und nicht Alltägliches aus dem Leben eines Reisebusfahrers. Das Buch gibt es im Buchhandel oder hier.
Seit Fukushima strahlt wieder vermehrt die Sonne von "Atomkraft? Nein Danke"-Aufklebern. Das war vor einem Jahr noch nicht so extrem. Deshalb registrierte die Badische Zeitung bei unserer Abfahrt nach China im April 2010 sehr aufmerksam: "Noch ein Abschiedsständchen für die Weltreisenden von denen, die nicht mitfahren – dann biegt der rote Bus mit einem Hupen vom Konzerthaus ab Richtung Shanghai. Hinten am Heck erkennt man lange noch den leuchtend gelben "Atomkraft, nein danke"-Bäpper. Typisch Freiburg eben." Es gab sogar einige Stimmen, die uns warnten, mit dem Aufkleber durch autoritär regierte Länder entlang der Strecke zu fahren. Passiert ist nichts, weder im Iran noch in China, auch nicht in den zentralasiatischen Staaten. Erst als wir im vergangenen Dezember die deutsch-französische Ministerriege beim Treffen Merkel - Sarkozy in unseren roten Bussen durch Freiburg chauffierten, kam es deswegen fast zum Eklat. Denn Sarkozy, der getrennt von seinem Stab unterwegs war, hatte in seiner gepanzerten Limousine die ganze Zeit über einen so hervorragenden Ausblick auf den Anti-Atomkraft-"Bäpper" auf dem vorausfahrenden Avanti-Bus, dass er ziemlich sauer war, wie der Protokollchef unserem Chauffeur Alain Lamy zu verstehen gab. Alain, selbst Franzose, hielt ihm entgegen, dass man hierzulande seine Meinung frei vertreten könne. Heute, nach Fukushima, würde man sich wohl nicht mehr darüber echauffieren, sondern unsere opportunistische Kanzlerin würde sich sofort medienwirksam neben dem "Bäpper" ablichten lassen, egal welche Zugeständnisse sie der Atomlobby danach hintenrum wieder macht.
Termine in nächster Zeit, die interessant sein könnten:
* Unsere Frühbuchertermine für die folgenden Reisen laufen ab: Abruzzen, Tarotgarten, Roses, Korfu/Nordgriechenland, Cinque Terre, Piemont, Bretagne, Andalusien, Toskana/Elba, Griechenland... alles Reisen im Spätsommer und Herbst, für die man sich bald anmelden sollte, wenn man den Frühbucherpreis nutzen möchte. Die vielen Städtereisen, die ebenfalls noch zum Frühbucherpreis zu haben sind, möchte ich hier im Einzelnen nicht auflisten. Grundsätzlich gilt: Bis zu 8 Wochen vor Reisebeginn gilt er bei Städtereisen und bis zu 12 Wochen bei längeren Reisen.
* Wen es interessiert, wie es auf den beiden einzigen Busreisen nach China war, könnte am 29.06. in die VHS kommen. Ab 20 Uhr im Theatersaal des Schwarzen Klosters erzähle ich ein bisschen davon, wie es 2008 und 2010 auf unseren Touren nach Peking und Shanghai zugegangen ist. Anmeldung/Karten direkt bei der VHS.
* Treffen der Avanti-Familie oder Stammtisch: Völlig überraschend für alle hat das "Einstein" zugemacht und sucht neue Pächter. Deshalb treffen wir uns an diesem Freitagabend ab 20 Uhr im "Paradies" in Freiburg am Friedrich-Ebert-Platz (Mathildenstraße 26/28) Bei schönem Wetter im Biergarten, wenn es nicht so schön ist im "Zelt". Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
Viele Grüße
Hans-Peter Christoph